Die Schwüle hängt zwischen uns. Luft wie Blei, wie Dunst, wie Schuld, die keiner tragen will. Die Tische kleben. Es wird geplaudert, gelacht, gelebt. Dann fällt es. Das Wort, das brennt - Corona.
Man verklärt. Romantisiert. Zu Inseln der Glückseligkeit. Ich sah das Leid. Hörte es. Fühlte. Ich nannte es beim Namen. Die Einsamen. Die Isolierten. Angst. Lüge. Manipulation. Unaufhörliche Kontrolle.
Am Tisch sitzt ein Mensch, der dasselbe denkt. Ich weiß es. Er weiß es. Doch er schweigt. Seine Worte – ungelitten. Seine Wahrheit – eingesperrt. Im Wörterbuch findet sich ein passendes Wort feige.
Ich saß oft an solchen Tischen. Mit Unrecht. Mit Gewalt. Mit Lügen. Alle schwiegen. Das Warum ist egal. Es gibt nur eine Bewegung, die ins Freie führt
Es war ihr Geburtstag. Sie lag in ihrem Bett, das Kopfteil war hochgestellt, sie hustete – das Atmen fiel ihr schwer. 22 Jahre alt, man würde sich einen besseren, feierlicheren Ort, ein besseres, feierlicheres Gefühl wünschen. Ohne Feng Shui zu kennen lag sie immerhin genau richtig, mit den Füßen Richtung Fenster, aus dem sie gerade hinausblickte. Viele Jahre später würde sie sich nicht mehr an ihr Innerstes erinnern, sie wusste aber noch genau, was damals im Außen geschah.
Es klingelte mehrmals. Sie hörte Stimmen im Flur. Ihr Vater trat in ihr Zimmer und sagte, dass Besuch für sie da sei – ein junger Mann. Nein, bitte nicht, ich bin krank, ich sehe aus wie ausgekotzt, bitte nicht. Ihr Vater ging zurück in den Flur. Es wurde laut und plötzlich wurde die Tür zu ihrem Zimmer aufgerissen und der junge Mann stürmte herein. Sie konnte ihn erst nicht richtig erkennen, sein großer Blumenstrauß mit 22 Baccara-Rosen verdeckte alles. Blass, übermüdet, mit Koks und Alkohol im Blut gratulierte er ihr stürmisch zum Geburtstag. Vielleicht spielte sich das nur in ihrem Kopf ab, aber sie glaubte gesagt zu haben, dass es ihr nicht gut gehe, sie krank sei, sie wolle niemanden sehen. Ach, egal, ich möchte dir nur kurz die Rosen überreichen. Alles Gute zu deinem Geburtstag. Er küsste sie. Dann ging er wieder. Sie fragte sich, ob sie noch die Zeit gehabt hatte, ihre Perücke aufzuziehen, hatte sie überhaupt die Zähne geputzt, was hatte sie an? So, wie er drauf war, hatte er hoffentlich nichts wahrgenommen.
Ihr Vater kam wieder ins Zimmer. Warum hast du ihn denn reingelassen? Ich wollte niemanden sehen. Er ließ sich nicht aufhalten, er wollte unbedingt zu dir. Sie bestaunte die Baccara-Rosen und schaute aus dem Fenster.
„Das Gartentier des Jahres 2025 steht fest. Der Gartenschläfer hat die diesjährige Wahl haushoch gewonnen und ist Gartentier des Jahres 2025! […] Die Wahl soll Aufmerksamkeit für den Artenreichtum in unseren Gärten schaffen und für ihre tierischen Bewohner sensibilisieren.
Mit seiner markanten dunklen Gesichtszeichnung, die wie eine kleine Maske wirkt, ist der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) ein echter Hingucker unter den heimischen Wildtieren. Der kleine Nager ist vor allem in der Dämmerung und nachts aktiv, klettert geschickt durch Bäume und Sträucher und ist ebenso flink am Boden unterwegs. Als Allesfresser macht er sich über Insekten, Schnecken, Beeren und Samen her – und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum natürlichen Gleichgewicht im Garten. Leider wird sein Lebensraum durch aufgeräumte Gärten und Flächenversiegelung immer kleiner. Inzwischen gilt der kleine Zorro auf der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands als „stark gefährdet“.
Er braucht Ihre Hilfe: Wer einen Garten besitzt, kann dem stark gefährdeten Gartenschläfer konkret helfen: Als typische Rückzugsorte dienen ihm alte Bäume mit Höhlen, dickes Totholz und dichte Gebüsche. Auch Strukturen wie Steinhaufen, Laub- oder Reisighaufen sowie Nistkästen werden von ihm gern als Unterschlupf angenommen. Vermeiden Sie unbedingt den Einsatz von Pestiziden und vor allem Rattengift – Gartenschläfer fressen Würmer und Nagetiere und vergiften sich dadurch leicht.Machen Sie mit und verwandeln Sie schon mit wenigen Maßnahmen Ihren Garten zu einem wertvollen Rückzugsort für den Gartenschläfer – und zugleich in einen lebendigeren Ort für viele andere Tiere.“ (Zitatquelle: https://www.sielmann-stiftung.de/gartentierwahl)
Frage mich beim Lesen, ob es jemals eine Zeit geben wird, in der der Mensch zum Erdentier des Jahres gewählt werden wird.
Es ist nicht still, wenn du den Raum betrittst Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich anschaue Ich vermeide jede Regung Ich möchte dich berühren Dich mit Küssen bedecken Deine Lippen schmecken Wir gehen ein Stück gemeinsam Drehen uns um Und sind uns nah
… hat man einen unterschiedlichen Blickwinkel. Ich habe die gestrige ESC-Nacht liegend verbracht. Seitdem ich 15 Jahre alt bin schaue ich mir dieses seltsame Musik-Spektakel an. Gestern habe ich jedoch die meisten Auftritte verschlafen. Nicht nur aus Müdigkeit, sondern auch aus entsetzlicher Langeweile. Es war lieblos inszeniert, die Technik war auf einem hohen Niveau, 2 der 3 Moderatorinnen ertrug ich nur schwer.
Es wird stets betont, dass der ESC nicht politisch ist und es nur um die brückenbauende Musik geht. Musik wird zu Recht als ein Transportmittel für jegliche Emotionen gesehen, aber sie kann dennoch nicht über das politische Band zwischen den einzelnen Ländern hinwegtäuschen. Es entscheidet die Europäische Rundfunkunion (EBU), wer, warum auftreten darf. Ich habe mich gefragt, warum neben Israel nicht auch Palästina oder Russland teilgenommen haben. Gründe gibt es immer, die, die politisch als sinnvoll erachtet werden, kann man nachlesen. Der ESC ist hochpolitisch und ein Seismograph für die Beliebtheit des eigenen Landes. Für Deutschland gab es von der israelischen Jury 10 und von der ukrainischen Jury 12 Punkte. Vom jeweiligen Publikum gab es von beiden Ländern nur 5 Punkte. Die österreichische und polnische Jury entschieden sich für O Punkte. Für das östereichische Publikum ging sich der deutsche Beitrag oas und es gab die vollen 12 Punkte, der polnische Zuschauer vergab 5 Punkte.
Ich stelle für mich fest, dass Deutschland als Waffenlieferant nur bei den Medien gut ankommt, dass ein Land nicht teilnehmen kann, wenn das ganze Volk nahezu ausgerottet wurde und dass es einen eklatanten Unterschied zwischen Individuen und einer nicht willkürlich angehäuften Individualmischpoke gibt.
Was für ein herrlicher Feiertag am Donnerstag! Russische Deligierte sind per Direktive vom Außenministerium zu den Feierlichkeiten nicht zugelassen, wohlgemerkt zu den Feierlichkeiten zur Beendigung des 2. Weltkrieges durch die Alliierten. Die Wahl des neuen Bundeskanzlers ist ein demokratischer Witz, er fährt dennoch siegessicher-lächelnd nach Paris, weiterreisend nach Polen redet er davon, dass Deutschland wieder die Führungsrolle in Europa beansprucht. Ein wahrhaft expert timing, Polen is not amused, Trapattoni sollte sich melden: Was erlauben Deutschland? Ich kotze derweil mein politisches Nervensystem im hohen Bogen aus!
Am Abend steigt weißer Rauch auf – habemus papam. Das ging erstaunlich schnell. Ebenso schnell wird der neue Papst von den Medien kritisch beäugt: Wo kommt er her? Wie ist er drauf? Was hat er vor? Die geheime Wahl, der weiße Rauch, die Glocken aller katholischen Kirchen läuten, die Ergriffenheit des neuen Papstes auf dem Balkon, da bekommt man schon Gänsehaut und wünscht sich, dass der weiße Rauch den Geist der Menschlichkeit mit einer gehörigen Portion Ungehorsam in die Welt trägt.
Auf der Arbeit werden uns Schrankschlösser und Magnetleisten angeboten. Ausdruck und Inhalt klaffen weit auseinander. Im kleinen Kosmos wie im großen Ganzen. Warum sind alle gerade so aufgeregt, nervös, angespannt, abgespannt, voll mit Feindseligkeiten und leer an Visionen? Ich bin genervt von diesem Übermaß an Emotionen und der Dürre an Empathie. Es scheint nur zwei Möglichkeiten zu geben: Wacht auf oder bleibt liegen, aber dann rollt zumindest zur Seite und macht den Weg frei!
Zu Ostern saßen Hunde auf meinem Schoß, besser gesagt nur einer, immer derselbe, ganz klein, jung, sehr verschmust und super niedlich. Jedes Mal dachte ich, jetzt gleich wird das kleine Mädchen schnurren, sie ist eigentlich eine Katze. Ich bin Katzenbesitzerin, vielleicht lag es auch daran. Über die Feiertage gab es reichlich und köstlich zu essen, stets ein liebevoll selbst erstelltes Menü mit einer verheißungsvollen Vorspeise, einem verführerischen Hauptgang und einer krönenden Nachspeise. Familientreffen sind vielleicht nicht immer einfach, mitunter sehr anstrengend, aber insgesamt bin ich dankbar für das, was ist, wer ich bin und wie alles geworden ist.
Am Ostermontag ist Papst Franziskus gestorben. Was für ein Timing des Heiligen Vaters auf dem Weg zum Heiligen Geist! Ein Nachruf folgte unmittelbar und damit auch einhergehend und wiederholt Kritik. Der Papst setzte sich für die Armen und Benachteiligten ein, er segnete gleichgeschlechtliche Paare und er beherbergte Obdachlose im Vatikan. Alles wunderbar und auch außerordentlich innerhalb seiner speziellen Rolle. Er identifizierte jedoch Russland nicht explizit als den bösen Aggressor und gab Israel keinen absolutionserteilenden Vorrang. Er argumentierte rein moralisch-ethisch, verurteilte den Krieg im Allgemeinen und bedauerte die vielen, unschuldigen Opfer. Das ist zu wenig, zumindest für die Deutsche Presse. Trapattoni würde empört „Was erlauben Franziskus?!“ rufen. Der Papst beugte sich nicht dieser bleiernen Deutungshoheit, die seit einigen Jahren über Deutschland zu liegen scheint. Er redete mit einer zutiefst nächstenliebenden Zunge. Der Mensch sollte schnurren können. Eine Katze bekundet so nicht nur ihr Wohlbefinden, sie versetzt sich selbst damit in einen entspannten, geborgenen Zustand.
Eine Amnesie wird immer als äußerst tragisch dargestellt. Der Verlust der Identität wird beklagt, man erkennt und fühlt seine Liebsten nicht mehr, man weiß nicht mehr, welche und wie viele Leichen man im Keller hat. Ich stelle mir eine Amnesie sehr wohltuend vor, ein Urlaub vom Ich, in mir ein weißes Blatt Papier, das ich neu beschriften kann, die freie Wahl zwischen Gut und Böse, ein Abkoppeln der Traumata, der äußeren Bedingungen, kein wenn und aber, kein Filter – ein Neubeginn.
Ich musste diese Woche etwas abholen. Dunkler Weg, die nächsten Häuser sehr weit entfernt. Ich blickte mich immer wieder ängstlich um und fragte mich, wer mir helfen könnte, wenn ich jetzt angegriffen werden würde. Ich fragte mich weiter, wo dieses verdammte Display der Packstation war, um den Code scannen zu können. Nichts zu sehen. Ich lief mehrmals um den gelben Kasten herum. Irgendwann fiel mein Blick nach oben. Ein kleines grünes Laserlicht. Hä? Hochklettern? Telefon hochschmeißen? Ich bin groß, aber der gelbe Kasten war um ein Vielfaches größer. Ich wedelte hektisch mit meinem Telefon, eine dunkle Gestalt näherte sich, sie schaute mich direkt an, ich schaute direkt zurück – zum Glück ging sie weiter. Ich wedelte ebenso weiter, ein raschelndes Geräusch im Gebüsch, ich blieb bedingt cool, bestimmt nur eine streunende Katze. Irgendwann gab ich auf und nahm mein Telefon, um ins Gebüsch zu leuchten. Plötzlich ging ein Fach an der Packstation auf, ich drehte mich schnell um, entnahm, nein, ich entriss das Päckchen dem Fach, rannte so schnell ich konnte zu meinem Auto zurück und drückte die automatische Verriegelung. Warum habe ich nochmal auf Empfang per Packstation umgestellt? Warum und seit wann gibt es Packstationen ohne Display? Warum durfte ich als Kind Aktenzeichen XY schauen?
Die, die keine Fabeln mag: Gerade gucke ich gerne Horror Filme und True Crime. Ich sehe Komisches den Menschen an, wenn sie sich seltsam verhalten.
Ich muss mir bei Horrorfilmen immer die Augen zuhalten, du nicht?
Nein, überhaupt nicht. Das kann ich alles verarbeiten, ist doch Filmblut. Viel schlimmer finde ich Liebesfilme, da kann ich nicht hinsehen, das ist doch vorhersehbar, wenn sich zwei küssen.
Diese Woche war eine Flashmob aka Mutproben Woche. Wir traten in geschlossene Räume mit anderen Menschen ein, legten Kekse hin und später wieder weg, als international anerkannte Matheprüfer zogen wir rechnungsprüfend durchs Land, mit einem Styroporkopf erzählten wir stumme Witze, wir ignorierten Menschen, wir illusionierten Menschen, wir lachten mit Menschen, wir sangen Happy Birthday, wir performten Ich bin frei, ich kann sein, wer ich will, wir diskutierten ohne Worte, wir winkten ohne Sicht und Grund. Diese Woche war eine der besten Wochen!
Sich erden… mit nackten Füßen auf der Erde stehen… freie Elektronen aufnehmen… freie Radikale im Körper neutralisieren… keine Frage des Glaubens, eher eine Antwort auf die Verbindung mit Mutter Natur. Mitten in der Großstadt abtauchen und eintauchen in das Geflecht des Lebens. Kann ich wärmstens empfehlen!
Gestern fand eine großartige Aufführung einer 6. Klasse statt: Der Rattenfänger von Hameln als Singstück. Jedes Kind hat einen speziellen Charakter, es gibt die Anführer, die Spaßvögel, die Schüchternen, die Unbeholfenen und die Ängstlichen. Auch innerhalb ihrer Rolle im Stück kehrten die Kinder ihr Innerstes nach außen. Im Laufe des Lebens kommt uns diese Besonderheit, diese Authentizität abhanden. Erwachsene spielen nur eine erwachsene Rolle, sie sind selten sie selbst. Die Kinder auf der Bühne waren individuell, die Erwachsenen im Publikum konform. Schade!
Sie hatte keine Lust, in die Ausstellung einer Bekannten zu gehen. Nach der Arbeit, noch nichts gegessen, eigentlich lieber zuhause rumlümmeln wollen. Aber nein, man muss, man hat zugesagt. In solchen Situationen wird noch gerne hinterhergerufen, dass es super werden wird, gerade, wenn man es anders erwartet. Man muss sich nur einen Ruck geben, über seinen Schatten springen, dann wird es entgegen der eigenen Erwartung super. Welche eigene Erwartung denn? Man hat keine Lust, macht es aber trotzdem. Welche Botschaft ist das bitte? Wenn man gegen seine Intuition und Emotion handelt, wird am Ende alles gut? Wenn man keine Lust hat, wird’s erst richtig lustig? Aus Minus wird Plus? Aus Scheiße wird Gold? Warum ist es nicht in uns angelegt, nach der eigenen Verfassung zu handeln?
Er bewertet so gerne, steckt alles in hübsch verpackte Kategorien, als Geschenk für die Gemeinschaft, sucht ständig nach Eindeutigkeit, hat aber auch Angst vor der Entscheidung, weil das reichhaltige Angebot zurückentscheidet. Sie hat trotzdem eine starke Meinung, haut also raus, sucht Ablenkung in schönen Sachen, benötigt jedoch Hilfe beim großen Ganzen. Es wird die Toleranz über Bord geworfen, Rat bei Ratgebern eingeholt, Halt in der Wertegemeinschaft gesucht. Das Beschissene an der Reflexion, sie kommt immer erst später, ist verträumt, trödelt herum.
Gestern war ich selbstverständlich an, um und um die Urne herum. Mir ist aufgefallen, dass ich bisher bei jeder Bundestagswahl krank war, zumindest in gewissen Teilen lädiert. Die gutgelaunten, stets überfreundlichen Wahlhelfer sind mir nicht geheuer, sie wirken angeknipst, kommen auf Hochtouren ihrer Bestimmung nach. Meine Spiegelneuronen freuen sich jedoch so sehr, dass ich mich augenblicklich identisch verhalte und die ganze Szenerie so wirkt, als ob sich nach Jahrzehnten getrennte Familienmitglieder endlich wieder weinend in den Armen liegen können. Ich linse gerne in die anderen Kabinen, gebe laut gute Ratschläge „Schön das Kreuz richtig setzen!“ und bin recht zappelig auf dem harten Stuhl. Beim Rausgehen denke ich jedesmal, was sind das für traurige, heruntergekommene Orte, unsere Schulen, die zur Wahl von dem gesamten Wahlgedöns besetzt werden. Am nächsten Morgen, also heute, fühle ich mich wie nach einem Boxkampf, einem verlorenen Boxkampf. Man bleibt bis spät in die Nacht wach, schaut sich alle Diskussionsrunden an, wartet ungeduldig auf die neuesten Hochrechnungen. Der Mund ist auf, die Augen sind weit aufgerissen. Irgendwann gehst du schlafen, am nächsten Morgen, also heute, siehst du, dass es doch noch Veränderungen gab. Du kannst dann nur noch denken, scheiß Wahl, macht keinen Sinn, vor allen Dingen keinen Unterschied. Meine 3. Stimme flüstert mir ins Ohr: Stell dir vor, es ist Wahl und keiner geht hin. Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin.
Menschen benötigen eine Gemeinschaft. Sie schwören täglich ihren Eid auf irgendeinen Konsens. Die Wissenschaft ist sehr eifrig. Sie steht permanent in den Startlöchern und präsentiert einen Konsens nach dem anderen. Das ist das Gegenteil von Freiheit, fühlt sich aber so enorm frei und erwachsen an. Gäbe es da nicht die Manipulation. Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Verfolge den Weg des Geldes und du kennst die Quelle des Konsenses. Wie schön, dass das ganze Leben nur ein Spiel ist, ein Spiel auf Zeit, mit etlichen Regeln. Kinder schummeln ständig, weil sie ein Verlieren nicht ertragen können. Gelernt ist gelernt.
Ich war in einem großen Raum mit vielen Menschen. Die Emotionen kochten ordentlich hoch. Mal wurde gelacht, dann wurde ernst diskutiert. Man wollte sich einigen, ein Regelwerk erstellen. Alle würden sich daranhalten müssen, sonst könnten wir es nicht schaffen, in diesem Dschungel zu überleben. Okay, überleg, überleg, schreiben, schnell was schreiben, jaaaaaaaa, wir haben alle was, wir diskutieren weiter. Pfeilschnell wie Tai Sung ohne jegliches Gefühl für ein expert timing fliegen plötzlich einige Emotionen durch die Luft. Ich schnappe grundsätzlich nach Luft, ich bin da wohl ein Vielfraß, mich treffen sie alle. Es fällt der Tipp, sich alle fliegenden Emotionen nicht fliegend, sondern eher liegend auf dem Tisch vorzustellen. Ich kann dann selbst entscheiden, welche ich mir einverleiben möchte. Super Tipp, kommt nur zu spät, sie sind schon alle in mir drin. Es gibt einen Peak in dem ganzen Irrsinn, der sich im Laufe der Woche abbauen wird.
Später erzählt mir ein Kind, dass sie gerade Fabeln im Deutschunterricht durchnehmen. Mag es nicht. Was soll das bitte immer mit dieser Moral? Sie wird stets so hervorgehoben und gerühmt. Das ist doch nur was Emotionales. Eine Lehre ist viel höher zu bewerten, sie ist verpflichtend.
Zum Abschluss der Woche muss ich ein Wort im Wettkampf mit dem Männchen am Galgen erraten. A? Ja! E? Ja! I? Ja! S? Nein! M? Ja! Es ist das Wort Demokratie. Richtig geschrieben, aber meistens falsch verstanden!