Wie kann man einem alten Menschen die Ängste nehmen? Wie kann man ihm klarmachen, dass er nicht unselbständig ist? Wie kann man ihn abhalten, sich selbst zu hassen? Wie kann man ihm die Buntheit des Lebens fühlen lassen? Wie kann man ihm Vergebung vermitteln? Wie kann man ihm eine Rückschau ohne Schuld-und-Sühne-Konzept ins Herz legen? Wie kann man ihm die Schmerzhaftigkeit der vertauschten Rollen klarmachen? Wie kann man gleichzeitig lachen und weinen? Wie kann man emotional begreifen, dass die Nabelschnur schon lange gekappt ist?
Gestern fand eine großartige Aufführung einer 6. Klasse statt: Der Rattenfänger von Hameln als Singstück. Jedes Kind hat einen speziellen Charakter, es gibt die Anführer, die Spaßvögel, die Schüchternen, die Unbeholfenen und die Ängstlichen. Auch innerhalb ihrer Rolle im Stück kehrten die Kinder ihr Innerstes nach außen. Im Laufe des Lebens kommt uns diese Besonderheit, diese Authentizität abhanden. Erwachsene spielen nur eine erwachsene Rolle, sie sind selten sie selbst. Die Kinder auf der Bühne waren individuell, die Erwachsenen im Publikum konform. Schade!
Es ist strahlender Sonnenschein in Berlin. Es wird täglich wärmer. Berlin ist wieder Berlin, wird endlich wieder sie selbst. Die graue Kälte ist schwer zu ertragen.