„Sind Sie nüchtern?“ Ja, ich habe heute extra mein Mariacrönchen weggelassen. Gut, ne?! „Ja, nur ein bisschen Wasser.“ „Nüchtern, heißt ja nicht wirklich nüchtern.“ Hätte ich vorher wissen müssen. „Man darf ein wenig Wasser, schwarzen Kaffee – das ist alles erlaubt!“ Okay, jetzt mal Butter bei die Fische, ich habe ordentlich Zitronenwasser getrunken und einen Attrappen-Kaffee mit Pflanzenmilch genossen, sonst hätte ich es leider nicht hierhergeschafft. Immerhin habe ich Mariacron und die Packung Gummibärchen weggelassen. „Ich konnte früher nicht hinschauen, aber dann hat mir jemand gesagt, dass beim Hinschauen die Warterei und der Überraschungseffekt wegfallen. Jetzt schaue ich immer hin und es ist besser geworden.“ Wenn er Blut abnimmt, sollte er schon hinschauen, einfach so, wegen der Trefferquote. „Ach so, nee, ich hab kein Problem mit Spritzen und Blutentnahme, ich schau immer hin!“ „Wann war Ihre letzte Ges… nuschel… nuschel?“ „Was ist das?“ „Alle 3 Jahre wird dann alles gecheckt, Blut, Blutdruck, Größe, Gewicht, Urin. Moment, ich schau mal eben nach… Ihre letzte war 2022, na, dann lassen Sie mal Ihren Arm frei.“ Wieso, ist doch noch im Jahresbudget, außerdem bin ich dehydriert, da zu 3/4 nüchtern, woher soll ich bitte mein Urin herzaubern? Mir wird an dem Arm der Blutentnahme auch der Blutdruck gemessen. Ich will laut aufschreien, da ich denke, es wird hier gleich splattermäßig zur Sache gehen, aber ich bin zu schwach und werde immer nüchterner. Er zurrt die Manschette am Oberarm so abartig fest, dass meine Muskeln augenblicklich absterben. Wie gut, dass er bereits vorher Blut abgenommen hat. Ich bin da schon ehrgeizig und möchte ein astreines 3/4 Ergebnis haben. Ich verlasse die Arztpraxis mit einer noch nie so entleerten Blase, mit 4 Kilo mehr auf den Rippen und einen um 6 cm geschrumpften Körper. Ich fühle mich entsetzlich elend.
Nüchtern am St. Patrick’s Day
Written by
in
Hinterlasse einen Kommentar